Traditionspflege

Die Bundeswehr blickt auf eine seit 1955 andauernde Geschichte zurück, in der sich eine eigene Tradition als erste Wehrpflichtarmee in einer deutschen Demokratie gebildet und fortentwickelt hat. Diese Tradition steht auf dem Boden des Grundgesetzes, des Soldatengesetzes sowie ergänzender Erlasse und Weisungen. Sie ist Bestandteil der "Inneren Führung" der Bundeswehr mit dem Leitbild des "Staatsbürgers in Uniform" und prägt das Selbstverständnis der Streitkräfte.

Dieser Entwicklung waren z.T. erbitterte Auseinandersetzungen zur geplanten Aufstellung und Wiederbewaffnung von deutschen Streitkräften als Folge des totalen Zusammenbruchs der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vorausgegangen. Die Folgen der Teilung Deutschlands sowie die bis heute noch kontrovers geführte Diskussion über die Traditionswürdigkeit der Wehrmacht und, nach der Wiedervereinigung Deutschlands, auch der "Nationalen Volksarmee" (NVA) der ehemaligen DDR erschwerten die Verhaltenssicherheit der Soldaten und mussten behutsam aber unmissverständlich zu einem eigenständigen Traditionsverständnis und, darauf aufbauend, zu einer demokratisch legitimierten Traditionspflege führen.

Tradition ist die Überlieferung von Werten und Normen und sie ist mit der Geschichte untrennbar verbundenSie braucht Symbole, Zeichen und Zeremonielle.

Zur Traditionsbildung und Traditionspflege gehören u.a.

  • die Farben Schwarz-Rot-Gold als nationale Symbolfarben deutscher Demokratie,
  • die Nationalhymne als Lied der Deutschen,
  • der Adler des deutschen Bundeswappens als Symbol der Souveränität,
  • das Eiserne Kreuz als Sinnbild für an sittliche Werte gebundene treue Pflichterfüllung und Tapferkeit,
  • der Eid und das Feierliche Gelöbnis als öffentliches Treuebekenntnis, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen,
  • die Flaggenparade als tägliches Bekenntnis zur besonderen Verpflichtung in Staat und Gesellschaft,
  • die Truppenfahne als äußeres Zeichen gemeinsamer Pflichterfüllung im Dienst Deutschlands,
  • der Große Zapfenstreich als feierlicher Ausdruck der Zusammengehörigkeit innerhalb der Streitkräfte und als Gruß an Außenstehende,
  • das Lied vom guten Kameraden und das militärische Ehrengeleit als besondere Form der Ehrung über den Tod hinaus,
  • das Gedenken an den 20.Juli 1944, dessen Vermächtnis die Soldaten der Bundeswehr mit ihrem Eintreten für Recht, Freiheit und Menschenwürde erfüllen,
  • das Gedenken am Volkstrauertag an die Opfer der Kriege und Gewaltherrschaft, die den Soldaten mahnen, den Dienst in der Bundeswehr als Dienst für den Frieden zu begreifen,
  • der 03. Oktober als Tag der Deutschen Einheit.

Die Bundeswehr pflegt ihre eigene Tradition. Dazu gehören vor allem:

  • der Auftrag zur Erhaltung des Friedens in Freiheit als Grundlage des soldatischen Selbstverständnisses,
  • der Verzicht auf ideologische Feindbilder und Hasserziehung,
  • die Einbindung in die Atlantische Allianz und die kameradschaftliche Zusammenarbeit mit den verbündeten Streitkräften auf der Grundlage gemeinsamer Werte,
  • das Leitbild des "Staatsbürgers in Uniform" und die Grundsätze der "Inneren Führung",
  • die aktive Mitgestaltug der Demokratie durch den Soldaten als Staatsbürger,
  • die Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen und Kontaktbereitschaft zu den zivilen Bürgern,
  • die Hilfeleistungen für die Zivilbevölkerung bei Notlagen und Katastrophen im In-und Ausland.

Viele Formen, Sitten und Gepflogenheiten des Truppenalltages sind nicht Tradition, sondern militärisches Brauchtum.
Es handelt sich dabei um Gewohnheiten und Förmlichkeiten, wie sie in jeder großen gesellschaftlichen Organisation und Einrichtung anzutreffen sind.

Die Aussetzung der Wehrpflicht zum 01.07.2011, die drastische Verringerung der Streitkräfte und die Aufgabe von Standorten erschweren die dienstliche Unterstützung der Traditionspflege spürbar. 

In Delmenhorst haben sich folgende Traditionsverbände und Kameradenkreise gebildet, über die in den nachgeordneten Beiträgen berichtet wird.

Quellen

  1. BMVg-Inspekteur des Heeres-FüH I 1-Az. 35-31-01 v. 01.12.1999 (Traditionspflege im Heer)
  2. MGFA-Tradition und Reform in den Aufbaujahren der Bundeswehr-ISBN 3 813202100 - 1985
  3. MGFA-Symbole und Zeremoniell in deutschen Streitkräften-ISBN 3 81320161 - 1984
  4. MGFA-Tradition in deutschen Streitkräften bis 1945-ISBN 3 8132 0217 8 - 1986
  5. Panzergrenadiere - Eine Truppengattung im Spiegel ihrer Geschichte - v. Klaus Christian Richter (Hrsg.)
    1. Auflage Aug. 2004 - ISBN 3-00-014858-2

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